Ice Bucket

Warum wir ein Problem nicht lösen, indem wir es mit Geld überhäufen

Kritisches Memo zur ICE BUCKET CHALLENGE

 

Einer meiner besten Freunde ist betroffen. Bis er mich im Frühjahr 2013 im Büro anrief und sagte: „Ich habe ALS“, wusste ich nicht, was das ist. Stephen Hawking gab dann das Stichwort. Noch neun Monate zuvor gingen wir regelmäßig wöchentlich joggen. Daran ist heute nicht mehr zu denken. Wenn wir heute etwas unternehmen, lade ich seinen Rollator in meinen Caddy, demnächst wird es wohl der Rollstuhl sein. In der Kneipe schneide ich dann das Schnitzel auf seinem Teller vor. Stephen Hawking hat die juvenile Form von ALS, die sehr langsam verläuft. Bei Erwachsenen ab 50 werden eher rasche und zügige Verläufe beobachtet. Der Körper verfällt, während der Geist glasklar bleibt. Wenn ich mir meine Krankheit aussuchen könnte, die mich irgendwann aus dem Leben führt, würde ich den einen oder andern Krebs bevorzugen. Das ist die grausame Realität von ALS.

Die ICE BUCKET CHALLENGE hat darauf aufmerksam gemacht. Es ist wichtig, dass hier weiter geforscht wird. Vielleicht hat man in zwei Jahren, in fünf Jahren, in 20 Jahren einen Durchbruch. Tatsache ist: Es gibt derzeit keinen in Aussicht stehenden Durchbruch in der Forschung.

Ich glaube daher, dass das Thema ALS nun in den letzten Wochen ausreichend bedient wurde und befürchte sogar Nebenwirkungen dieser medialen Kampagne: Es mag Menschen geben, die glauben, man könne einem ALS-Kranken helfen, indem man ihm 100 Dollar gibt. Ich würde jeden Cent geben, damit mein Freund wieder mit mir joggen kann. Aber ich weiss, dass jeder weitere Cent vergeblich ist.

Wir lösen also das Problem nicht, indem wir es mit Geld überhäufen.

An der ICE BUCKET CHALLENGE gefällt mir zudem nicht, dass das Spendenmotiv über eine öffentlich zur Schau gestellte Selbstinszenierung ausgelöst wird. Das ist Oberflächengestaltung ohne Tiefgang. Es ist eine Kampagne, die eine Eigendynamik entfaltet hat und von niemandem mehr gesteuert werden kann. Als Fundraiser gebe ich dem Spender die Gewissheit, dass seine Spende eine ganz bestimmte Wirkung und einen effektiven Beitrag zur Problemlösung in Not geratener Menschen haben wird. Es gibt mehr Problemangebote auf dieser Welt, als wir uns vorstellen mögen und derzeit gibt es die Gefahr, dass das Alles von der CHALLENGE übermantelt wird. Wenn sie also weitergeht, wäre es wünschenswert, dass sie sich wandelt. Die Herausgeforderten mögen sich informieren, wofür sie spenden möchten und den Spendenzweck auch mal ändern. Tatsächlich kann nicht alles der öffentlichen und staatlichen Fürsorge überlassen werden. Die Gesellschaft lebt vom Engagement und der Aufmerksamkeit ihrer Mitglieder. Unsere größte gemeinsame Herausforderung ist derzeit die von Kriegen ausgelöste Flüchtlingsproblematik und die Situation der Menschen, die ihre in Kriegszustände geratene Heimat nicht verlassen können.

Ich empfehle die Spendenportale der Diakonie, der Caritas, sowie aller anderen Wohlfahrtsverbände. Informiert Euch, wo und wie und für wen genau Spendenmittel eingesetzt werden. Auch in Eurer unmittelbaren Nachbarschaft gibt es zahlreiche kleine sinnvolle Projekte, die nicht die Power haben eine große Kampagne anzuzetteln. Mein Tip: Der Kinder- und Jugendhilfsfonds der Diakonie Pfalz hilft Kindern in der Pfalz – deutschen, ausländischen und Flüchtlingskindern.

Die erfolgreiche Haltung in der Konfliktbearbeitung

Erfolgreiche Haltungen in der Konfliktbearbeitung

Das Leben im Konflikt ist eine Suche nach Antworten. Nach Antworten für sich selbst und nach Antworten für das Gegenüber, den Kontrahenten. Eine solche Suche kann quälend oder verstörend sein. Man kann diese irritierenden Gefühle aber auch als Teil eines inneren Reifeprozesses verstehen. Es geht darum herauszufinden, wann die Suche beendet ist, wann die Antwort so gut ist, dass diese dem Kontrahenten präsentiert werden kann. Woran wollen Sie erkennen, dass Ihre Suche abgeschlossen und Ihre Antwort reif für eine Fortsetzung der Diskussion ist?

Möchten Sie sich vorstellen, dass das von Ihnen geplante Gespräch weder Sie noch Ihren Kontrahenten verletzen wird aber dennoch klare Aussagen enthält?

Wenn Sie sich am Ende Ihrer Suche nach einer passenden Antwort fühlen wie die Katze auf dem Bild, haben Sie möglicherweise eine günstige Haltung für eine erfolgreiche Konfliktbearbeitung eingenommen.

Selbstansteckung im Konflikt

Die Selbstansteckung im Konflikt

Konflikte führen ein Eigenleben. „Der hat einen Konflikt mit…“ ist eine Aussage, die wir oft und gerne verwenden, wenn wir als Außenstehende eine Konfliktkonstellation beobachten. Haben wir den Konflikt selbst, taumeln wir zwischen Entrüstung und Einsicht, Verzeihen und Nachstellen und oft genug müssten wir eigentlich die Frage stellen:

„Habe ich einen Konflikt oder hat der Konflikt bereits mich?“

Wenn ich einen Konflikt habe, mache ich mit diesem Konflikt, was ich will. Hat der Konflikt bereits mich, macht der er mit mir, was er will. Dann befinde ich mich an der Schwelle zur Selbstansteckung im Konfliktgeschehen oder habe sie vielleicht bereits überschritten. Ab diesem Punkt scheint die Verletzung des Gegners aussichtsreicher und genußvoller zu sein, als das eigene Nachgeben. Fritz Glasl spricht von der Phase 7 seines neunstufigen Eskalationsmodells: Begrenzte Vernichtungsschläge erscheinen als passende Antwort und ein relativ kleiner eigener Schaden wird immer noch als Gewinn betrachtet.

Für eine Lösung in diesem Stadium gibt es zwei Grundregeln:

  1. Man kommt nur schrittweise aus dem Konflikt heraus – nicht auf einmal! Morgen ist nicht alles wieder gut, aber etwas.
  2. Es geht nicht ohne fremde Hilfe, Vermittlung, Moderation, Mediation.

Lesetip: Glasl, Selbsthilfe in Konflikten