Ein Change-Prozess führt Beteiligte und Betroffene an – wenn nicht über die Grenzen des bisher Vorstellbaren. Dinge, die man für unveränderbar, unaufgebbar gehalten hat, werden in Frage gestellt oder hören auf zu existieren. Oft wird hierzu ein Ausgleich, Kompensation oder Rettung in Aussicht gestellt, obwohl aktuell nicht klar ist, auf welche Wege man sich begibt, welche Rettung gemeint ist und ob sie überhaupt kommt.
Ein Veränderungsprozess öffnet für viele Beteiligte existenzielle Sinnfragen.
Aber Antworten, die überzeugen, können nicht immer gleich zur Verfügung gestellt werden. Eine der großen Herausforderungen in Change Management Prozessen besteht daher darin, Sprachlosigkeit an Punkten zu überwinden, wo es noch nichts Zuverlässiges oder Belastbares zu sagen gibt. In einem Change Prozess, der eben auch ein Konsolidierungsprozess ist, müssen tatsächlich das eine oder andere Mal Opfer gefordert werden, ohne dass eine Entschädigung oder Kompensation angeboten werden kann. Unter dem Strich wird klar: Veränderung bedeutet heute nicht nur Zukunftsfähigkeit, Erfolg, Vision oder ein „Mehr“, sondern auch Abschied, Eintritt ins Ungewisse, Verzicht, Verlust.
Die Aufgabe der Führung kann dann bedeuten: Sicherheit geben, wo Sicherheit garantierbar ist und sich zur Unsicherheit bekennen, wo zunächst keine Sicherheit herstellbar ist. Zu den verhängnisvollen Fehlern in Veränderungsprozessen gehören Versprechen, die nicht einlösbar sind und die Sprachlosigkeit in Schweigen zu zementieren. Den Mut zu haben, sich zu gegebener Unsicherheit bekennen zu können, bedeutet die Übernahme von Verantwortung, die aus der Misere führen kann.