Burnoutkompetenz

Burnoutkompetenz

Oder: So verstehe ich Gunther Schmitt und Viktor Frankl

Der von Dir benutzte (oder genutzte) weltanschauliche Deutungsrahmen
also beispielsweise dass, was Du eher für wahr und was Du eher für unwahr hältst
(was du für Dich eher für machbar oder eher als unmachbar erscheint)
beeinflusst wesentlich – aber nicht alleine,
(nicht ob oder ob nicht, sondern)
ob Du eher mehr oder eher weniger
depressive Verstimmungen, Rückenschmerzen, psychosomatische Störungen
(und was auch immer als Burn-Out empfunden werden kann)
bekommst.


Und wenn Du es bekommst, stellt sich die Frage:


Benutzt Du Deinen Deutungsrahmen dazu,
Dich damit abzufinden, dass du etwas hast, was du nur schwer ändern kannst –
oder ob Du es dazu verwenden willst, das was dich stört, als einen Lösungsversuch zu verstehen.


Du gestaltest das mit, ob diese eher belastenden Deutungen zu einem permanent anhaltenden und darum eher belastenden Lösungsversuch werden
oder ob sie eher einen episodenhaften Lösungsversuch darstellen und anderen Lösungsideen Platz machen können.


Jeder Lösungsversuch – belastend oder episodenhaft – verdient eine Anerkennung, denn er beschreibt erst einmal grundlegend die Kompetenz eine Lösung herbeizuführen.
Wenn die Lösung sich denn als belastend zeigen sollte, kann sie weiter entwickelt werden in eine Lösung, die weniger belastend ist.
Ob sich belastende Lösungsversuche chronifizieren,

  • ist keine Frage von angeblich vorherbestimmten psychischen Krankheitsverläufen
  • ist keine Frage persönlicher Schuld oder persönlichen Versagens.


Es ist aber ein komplexes Zusammenspiel von willkürlichen und unwillkürlichen Deutungsprozessen,
also was du bewußt denkst und unbewußt assoziierst.


Das Verständnis dieses Zusammenspiels, des Zustandekommens von Konstruktionen, die Du für die Welt hältst,
bietet genau die Chance an, nachhaltig eher weniger belastende Lösungen aufzusuchen.

Ein Burnout wäre dann in diesem Sinne nicht nur ein Problem, sondern eben eine Burnoutkompetenz, die sich weiter entwickeln lässt.


Mit dem Rest kommt man dann ganz gut klar…

Vorsicht Absturzgefhafr

Gerechtigkeit im Change Management

Change Management -Prozesse in Organisationen sind Anpassungsprozesse der Organisation an veränderte Umweltbedingungen oder Marktbedingungen. Aus reinem Idealismus wird selten etwas geändert. Geht es jedoch um die Überlebensfähigkeit der Organisation wird mitunter sehr viel geändert. Dabei stellt es sich im Veränderungsprozess oft als unvermeidbar heraus, dass Opfer erbracht werden müssen. Um bestimmte Dinge zu erreichen müssen andere bestimmte Dinge aufgegeben werden. Insofern mag Opferbereitschaft Bestandteil eines guten Managements sein – jedoch: Ein gutes Management opfert keine Menschen! Ein erfolgreiches Unternehmen trägt zur Problemlösung aller Beteiligten bei. Jedoch müssen manche größere Opfer bringen als Andere. Vollkommene Gerechtigkeit (Siehe: „Alle müssen gleich sparen“) ist keine belastbare Kategorie für einen Veränderungsprozess; sie wird eine widersprüchliche Utopie bleiben: Zwar ist sie nicht einlösbar und trotzdem darf sie nicht vergessen werden. Am Horizont des Handelns muss immer die Gerechtigkeit leuchten. Und dennoch wird es immer Beteiligte geben, die aus ihrer Sicht den Verlust eines Angebots, die Schließung einer Einrichtung als „(besonders) ungerecht“ und hart erleben werden.

Der Unterschied: Marktorientierte Perspektive versus organisationsorientierte Perspektive

Eine Möglichkeit zur Versachlichung und Erhellung der Diskussion bietet eine vergleichende Vorwärts-/Rückwärtsbetrachtung der Organisation und ihrer Marktbeziehungen an. Man kann eine Organisation zuerst von ihrem Ergebnis her betrachten und alle anderen Aspekte, wie Aufbau, Ablauf, Kultur und Strategie dem nachordnen. Man könnte eine Organisation aber auch zuerst von ihrer Kultur her betrachten und daraus Aufbau, Abläufe und Ergebnisse ableiten:

Marktorientierte Betrachtung
  1. Welches Ergebnis wird gebraucht? Welches Ergebnis soll hergestellt werden? (Ergebnisorientierung)
  2. Welche Funktionen und Prozesse sind dazu in der Lage, solche Ergebnisse herzustellen? (Ablauforganisation)
  3. Welche Strukturen werden benötigt, um solche Funktionen und Prozesse zu ermöglichen? (Aufbauorganisation)
  4. Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Grundannahmen gibt es in der Organisation darüber, wie die Märkte funktionieren, wie die Organisation funktionieren sollte? (Kultur und Strategie)
Organisationsorientierte Betrachtung
  1. Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Grundannahmen gibt es in der Organisation darüber, wie die Märkte funktionieren, wie die Organisation funktionieren sollte? (Kultur und Strategie)
  2. Von welcher Struktur gehen wir aus, die wir haben? Welchen Standards in der Struktur können wir auf jeden Fall vertrauen und sollen nicht verändert werden? (Aufbauorganisation)
  3. Welche Prozesse und Funktionen würden in einer solchen Struktur gut laufen? (Ablauforganisation)
  4. Welche Ergebnisse lassen sich damit erreichen?

Aus diesen unterschiedlichen Sichtweisen können die Interessensdifferenzen gewonnen und versachlicht werden, die ein Unternehmen braucht, um eine balancierte und konsensfähige Strategie zu erstellen.

 

Effektivität geht auch ohne Opfer

In Mannheim hat das Möbelhaus XXXL 90 Mitarbeitern ohne Vorankündigung aus betriebsbedingten Gründen von heute auf morgen gekündigt und das Licht im Büro ausgeknipst. Stellen Sie sich vor, die Unternehmensleitung hätte auf diesen Schritt verzichtet und stattdessen mit dem Betriebsrat und den Betroffenen in einem Workshop diese beiden Fragenblöcke durchgearbeitet.
Das Ergebnis wären vermutlich effektive strukturelle Veränderungen ohne Opfer und ohne Skandalberichterstattung gewesen. Es ist bedauerlich, dass viele Unternehmen, die als Arbeitgeber auch eine gesellschaftliche Verantwortung tragen, nicht den Mut zu einem kompetenten Change Management haben und nicht erkennen wollen, welche Bedeutung Gerechtigkeit für ein erfolgreiches Unternehmen hat.

Reflexion in der ehrenamtlichen und freiwilligen Flüchtlingshilfe

Fürsorge und Selbstsorge in der Flüchtlingshilfe

Bedenke, dass du ein Mensch bist

Die größte Herausforderung in der Flüchtlingshilfe besteht darin, den Flüchtling nicht auf seine Eigenschaft als „…ling“ zu reduzieren, sondern den in eine Fluchtsituation getriebenen Menschen zu sehen, dem auf Augenhöhe zu begegnen ist. Seine Würde darf nicht verlorengehen. Vielleicht können wir sagen, darüber hinaus schulden wir ihm nichts. Wenn wir jedoch einen Anspruch an die eigene Menschlichkeit erheben wollen, ist die Barmherzigkeit jene Form der Handlung, die die Menschlichkeit belastbar macht und unter Beweis stellt. Wir sollten bedenken, dass wir Menschen sind. Die bürgerschaftliche (ehrenamtliche und freiwillige) Begleitung von Flüchtlingen leistet diesen Beweis und ist eine unverzichtbare und große Chance für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer sozial gerechten Gesellschaft in Deutschland und in Europa. Jedoch sind die Belastungen aus dieser Tätigkeit sehr hoch. Zu den Eigenschaften der Flüchtlingskrise zählt sowohl ihre überaus große Beanspruchung aller vorhandenen Ressourcen als auch die kreative Lösung von Problemen, die unter „normalen“ Bedingungen eher als abwegig, unausgereift oder unzumutbar eingeschätzt würden.

Auch freiwillige Flüchtlingshilfe braucht Supervision

Dazu zählt auch die Idee, die Supervision als eine Methode der professionellen Reflexion aus der Sozialen Arbeit, Beratung und Therapie für die Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Hauptberuflich Tätige in den vorgenannten Arbeitsfeldern nutzen ein reichhaltiges und professionelles Repertoire an Reflexion um ihre Arbeit und ihre Wirksamkeit zu verbessern und ein Burn-Out zu vermeiden. Ein guter Sozialarbeiter oder eine gute Sozialarbeiterin hat drei Jahre studiert und eventuell in den ersten Berufsjahren das Glück gehabt eine Praxisanleitung zu erfahren, die sie oder ihn davor bewahrt im Problemsee der Klienten unterzugehen. Nun gehen tausende hochmotivierte und couragierte Menschen und Bürger auf notleidende Flüchtlinge zu und lassen sich auf eine Beziehungsarbeit ein, um ihre Hilfe ankommen zu lassen. Was im Laufe dieser Hilfebeziehung an Erfolgen und Enttäuschungen entsteht ist schwer zu überblicken.

Wie sich das Ehrenamt angemessen „professionalisieren“ kann

Es ist nicht möglich, Ehrenamtliche und Freiwillige umfassend in der Sozialen Arbeit auszubilden. Es wäre auch gar nicht wünschenswert. Die Ehrenamtlichen würden ihre unbefangene Kreativität und ihren spontanen Zugang zu Problemsituationen verlieren. Sie würden allerdings möglicherweise die Fähigkeit erwerben sich selbst rechtzeitig zu schützen, sich abzugrenzen und sie würden die Entwicklung der von ihnen begleiteten Fälle besser zu verstehen. So könnten sie ihre Motivation möglichst lange erhalten. Nun sind schon viele Flüchtlinge da, aber der graue Alltag der Integration wird erst noch beginnen und wir werden sehen, wie viele Ehrenamtliche das in der Länge der Zeit (unbeschadet) aushalten werden. Der hier zum Download zur Verfügung stehende Artikel schneidet verschiedene Themen an, die im Kontext der Arbeit mit geflohenen Menschen eine Relevanz haben. Dabei bezieht er sich auf grundlegende Aspekte der Motivation, der Selbstverwirklichung und der Kommunikation in helfenden Beziehungen. Diese Themen können aufgezeigt, aber in diesem Artikel nicht ausdiskutiert werden. Der Artikel gibt einen Hinweis darauf, wie man sich diese Themen erfragend, für die eigene Orientierung und Festigung, aneignen kann. Man kann mit diesen Fragen selbstreflektierend arbeiten, sich inspirieren lassen oder sie mitnehmen in eine Teambesprechung, in ein Gespräch mit ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen.

Bedenke, dass du ein Mensch bist…

Wie man wird, was man ist...

Wie man wird, was man ist

ECCE HOMO – Coaching by Nietzsche

Etwas zu werden, was man oder frau (noch) nicht ist, ist zumeist der Anlass dafür, ein Coaching in Anspruch zu nehmen. Ein Coaching könnte helfen sozialkompetenter zu sein, leistungsfähiger, redegewandter, selbstsicherer, charmanter, erfolgreicher…

Nietzsche machte darauf aufmerksam, dass es für die meisten Fälle des Lebens reicht das zu werden, was man ohnehin schon ist. Es ist bereits alles da. Alles was wichtig ist, scheint in der Person bereits angelegt. Und es sind weniger die großen Leistungsparameter, als das „sich-einlassen-können“ auf Irrtümer und Mißerfolge, das „sich- selbst-vertrauen“ und das Vertrauen in Andere, sowie das Leben für und mit Anderen, welches den Menschen formt.

„Dass man wird, was man ist, setzt voraus, dass man nicht im Entferntesten ahnt, was man ist.“

„Aus diesem Gesichtspunkte haben selbst die Fehlgriffe des Lebens ihren eignen Sinn und Werth, die zeitweiligen Nebenwege und Abwege, die Verzögerungen, die „Bescheidenheiten“, der Ernst, auf Aufgaben verschwendet, die jenseits der Aufgabe liegen. Darin kann eine grosse Klugheit, sogar die oberste Klugheit zum Ausdruck [kommen]: wo nosce te ipsum das Recept zum Untergang wäre, wird Sich-Vergessen, Sich-Missverstehn, Sich-Verkleinern, -Verengern, -Vermittelmässigen zur Vernunft selber. Moralisch ausgedrückt: Nächstenliebe, Leben für Andere und Anderes kann die Schutzmassregel zur Erhaltung der härtesten Selbstigkeit sein. „

Kurz ausgedrückt: Der Mensch, der sein Wirken in die Bedürfnisse der Gemeinschaft stellt, wird mit der Ausformung des eigenen Selbst belohnt.

Nietzsche fordert dazu auf, sich viel Zeit zu lassen, bevor man sich entscheidet großen Zielen zu folgen. Diese Wartezeit ist die Zeit, in der das eigene Vermögen ausgebildet wird und eine natürliche Vielfalt entsteht, die durch allzufrühe große Absichten nicht zur Entfaltung kommt.

„Dies ist der Ausnahmefall, in welchem ich, gegen meine Regel und Überzeugung, die Partei der „selbstlosen“ Triebe nehme: sie arbeiten hier im Dienste der Selbstsucht, Selbstzucht. – Man muss die ganze Oberfläche des Bewusstseins – Bewusstsein ist eine Oberfläche – rein erhalten von irgend einem der grossen Imperative. Vorsicht selbst vor jedem grossen Worte, jeder grossen Attitüde! Lauter Gefahren, dass der Instinkt zu früh „sich versteht“ – – Inzwischen wächst und wächst die organisirende, die zur Herrschaft berufne „Idee“ in der Tiefe, – sie beginnt zu befehlen, sie leitet langsam aus Nebenwegen und Abwegen zurück, sie bereitet einzelne Qualitäten und Tüchtigkeiten vor, die einmal als Mittel zum Ganzen sich unentbehrlich erweisen werden, – sie bildet der Reihe nach alle dienenden Vermögen aus, bevor sie irgend Etwas von der dominirenden Aufgabe, von „Ziel“, „Zweck“, „Sinn“ verlauten lässt. – Nach dieser Seite hin betrachtet ist mein Leben einfach wundervoll. Zur Aufgabe einer Umwerthung der Werthe waren vielleicht mehr Vermögen nöthig, als je in einem Einzelnen bei einander gewohnt haben, vor Allem auch Gegensätze von Vermögen, ohne dass diese sich stören, zerstören durften. Rangordnung der Vermögen; Distanz; die Kunst zu trennen, ohne zu verfeinden; Nichts vermischen, Nichts „versöhnen“; eine ungeheure Vielheit, die trotzdem das Gegenstück des Chaos ist – dies war die Vorbedingung, die lange geheime Arbeit und Künstlerschaft meines Instinkts. Seine höhere Obhut zeigte sich in dem Maasse stark, dass ich in keinem Falle auch nur geahnt habe, was in mir wächst, – dass alle meine Fähigkeiten plötzlich, reif, in ihrer letzten Vollkommenheit eines Tags hervorsprangen. Es fehlt in meiner Erinnerung, dass ich mich je bemüht hätte, – es ist kein Zug von Ringen in meinem Leben nachweisbar, ich bin der Gegensatz einer heroischen Natur. Etwas „wollen“, nach Etwas „streben“, einen „Zweck“, einen „Wunsch“ im Auge haben das kenne ich Alles nicht aus Erfahrung. Noch in diesem Augenblick sehe ich auf meine Zukunft – eine weite Zukunft! wie auf ein glattes Meer hinaus:“

Ecce homo, Wie man wird, was man ist (German Edition) von Nietzsche, Friedrich Wilhelm http://www.amazon.de/dp/B004SIYZV0

Für die meisten Fälle des Lebens reicht es aus, das zu werden man bereits ist.

Nietzsche kokettierte in diesen Zeilen mit seiner eigenen Genialität, bevor er in den folgenden Jahren in den Wahnsinn abdriftete. Eine ganze Reihe späterer Bildungstheoretiker dürften ihm heute in der Behauptung posthum zustimmen, dass Bildung mehr ist als die Ansammlung arbeitsmarktkonformer Kompetenzen und dass Bildung zunächst der Absicht der Menschwerdung vorbehalten werden muss und sich allenfalls später für den Zweck der Erwerbstätigkeit öffnen darf.

Leider müssen wir vermuten, dass Nietzsche von seinen Erkenntnissen in den folgenden Jahren nicht mehr viel für sich selbst nutzen konnte. Um seine Genialität wissend begab er sich in eine unerreichbare Arroganz. Heutige Gutachter würden wohl ganz nüchtern – trotz der gegebenen Genialität – von einer mangelnden Fähigkeit zur selbständigen sozialen Integration sprechen. Schließlich starb er mit 56 Jahren in geistiger Umnachtung.

Es wäre interessant zu beobachten, was sich ereignet hätte, wenn Nietzsche nicht nur außer seiner außergewöhnlichen Fähigkeit zur Reflexion auch eine angemessene Möglichkeit zur Resonanz gehabt hätte. Was wäre geschehen, wenn ihn jemand mit einer erfrischenden, begleitenden und kritischen Resonanz erreicht hätte?

Feedback und angemessene Würdigung blieben ihm zu Lebzeiten versagt. Uns bleibt die befreiende Erkenntnis, dass es für die meisten Fälle des Lebens ausreicht, das zu werden, was wir bereits sind.

Wenn Sie es nicht glauben, googeln Sie nach einem Chaka-Coach. Wenn Sie eine erfrischende, begleitende und kritische Resonanz bevorzugen, finden Sie hier irgendwo auf der Seite meine Telefonnummer.

Inventar

Transparenz im Change Prozess

Issues inventarisieren statt verdrängen

Menschen, die sich in ihrem Unternehmen mit dem Einstieg in einen Change-Prozess auseinandersetzen müssen, wählen oft zwei Überlebensstrategien: Zum einen wird der Claim definiert und verkündet, der sich auf keinen Fall ändern darf. Ein anderer Claim, der womöglich sogar wichtiger ist, wird versteckt bis die erste Welle der Veränderungsdiskussion durch ist. Vielleicht kann er so gerettet werden, vielleicht wird er aber auch noch als interne Verhandlungsmasse gebraucht und darf nicht zu früh ins Spiel gebracht werden. Die offizielle Spielregel ist die Rationalität. Die inoffizielle Spielregel ist das emotionale Beziehungsgeflecht zwischen den Akteuren.

Alle Akteure in einem Change Prozess weisen Verknüpfungen und Abhängigkeiten in und zur Organisation auf. Sie sind mehr oder weniger befangen. Es gibt keine unabhängigen Akteure, die ausschließlich sachlich, neutral und rational auf den Prozess schauen und ihn steuern. Allerdings unterstreichen alle Akteure üblicherweise Sachlichkeit und Neutralität, wenn es darum geht Veränderungsziele zu definieren. Das führt im Aushandlungsprozess von Veränderungszielen und Interventionen zu Verklärungen, zum Versteckthalten von Motiven und Absichten bis scheinbar günstigere Momente für ihre Offenbarung eintreten.

Was hier geschieht, ist aber nicht weniger als die fortgesetzte Konstruktion eines Dilemmas in der Kommunikation.

Alles, worüber nicht gesprochen wird, aber Relevanz hat, taucht als Blockade im Change Prozess wieder auf.

Glasl prognostiziert sehr ungünstige Auswirkungen auf die Kooperation, wenn ein solches Kommunikationsmuster fortgesetzt wird. Es besteht dann die Gefahr, dass es sich zu einem Konfliktmuster entwickelt. Er rät dazu, die Issues der beteiligten Parteien, also ihre Zielsysteme und Interessensfelder, zu inventarisieren. Damit wird der Verdacht versteckter Motive entlastet und alle wichtigen Interessen erhalten die Chance in einen Klärungs- und Vermittlungsprozess aufgenommen zu werden.

Der Zweck des Spiels in einem Change Prozess besteht also darin, alte Positionen zu behalten oder neue zu bekommen. Es ist kaum vermeidbar, dass dieses Spiel einen Mix aus Verlusten und Gewinnen mit sich bringt. Je kritischer die Erwartung der persönlichen Bilanz ausfällt, desto kritischer dürfte die Bereitschaft zur Unterstützung des Prozesses ausfallen.

An diesem Punkt empfiehlt sich eine offene Aussprache über die folgenden Fragen:

  • Welches Spiel wird hier gespielt?
  • Gelten für alle die gleichen Regeln?
  • Haben alle die gleichen Informationen?
  • Was möchte ich behalten?
  • Was bin ich bereit zu geben?
  • Was möchte ich bekommen?
  • Was ist mir wichtig bei dem, was hier geschehen wird?

Es kommt immer wieder vor, dass Führungskräfte Offenheit und Transparenz eher als ein Risiko für den Prozess empfinden. Werden jedoch alle Motive und Issues gelistet – und wird dabei verdeutlich, dass nichts versprochen, aber über alles geredet wird – entsteht bei den Beteiligten das nötige Vertrauen und vielleicht auch die nötige Resilienz, um die unangenehmen Aspekte des Change Prozesses ertragen zu können.

Zum Weiterlesen:

Glasl, Friedrich „Konfliktmanagement“ 2002 Bern Stuttgart Wien

Systemische Gesellschaft

Zertifikat der Systemischen Gesellschaft

Die Systemische Gesellschaft e.V. (SG) hat mir am 27. April 2015 das Zertifikat als „Systemischer Coach (SG)“ erteilt. Die Systemische Gesellschaft ist ein Verband für Systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung. Damit habe ich mich auch verpflichtet, die Ethik-Richtlinien der Systemischen Gesellschaft zu beachten und umzusetzen. Ich freue mich darauf meine Arbeit als Systemischer Coach (SG) in einer professionellen und wissenschaftlich fundierten Umgebung aufnehmen zu können. Für den Kunden entsteht dadurch ein hoher Qualitätsnachweis für die ihm, bzw. ihr angebotene Beratung.

 

Zertifikat Systemischer Coach (SG)

Zertifikat Systemischer Coach (SG)

 

Kriegskasse

Die Kriegskasse muss stimmen – Aber: Es gibt keinen Krieg der stimmt!

Sinn und Unsinn der Kriegsmetapher in Veränderungsprozessen

Am Rande einer Tagung über Veränderungsprozesse hörte ich aus dem Munde eines erfahrenen Vorstandsmitglieds eines Wohlfahrtsverbands dieses leidgeprüfte und schlichte Zitat über die Umstrukturierungen im eigenen Unternehmen: „Die Kriegskasse muss stimmen!“

Offensichtlich hält ein Veränderungsprozess viele kleine Scharmützel bereit, die mit Kriegsereignissen verglichen werden: Gutachten, Expertisen, Diskussionen, Dekrete, Abfindungen werden wie Attacken, Tretminen, Kesselschlachten, Attentate und Reparationen empfunden. Sobald die Kriegskasse geöffnet wird, endet das argumentative Aushandeln um Konzessionen und Widerstände, das Feilschen um Rationalität und Wahrhaftigkeit wird ausgesetzt, der Kampf um Veränderung wird mit Geld entschieden. Tatsächlich zählt die Annahme, dass Veränderung nichts kosten darf, zu den großen und dramatischen Irrtümern von Akteuren in Veränderungsprozessen.

Eine Kriegskasse ist eine Finesse.

Zur Finesse eines Veränderungsprozesses zählt sogar die vorübergehende Finanzierung von Redundanzen und Kapazitäten, die im Normalbetrieb eigentlich überflüssig werden. Das kann notwendig werden, um den Betrieb überhaupt bei laufendem Motor umbauen zu können. Also sollte die „Kriegskasse“ gut gefüllt sein. Bis hierhin wäre die Metapher noch nützlich. Die Kriegsmetapher beinhaltet aber auch die Eigenschaft, dass Mitglieder der Organisation zu Opfern werden könnten. Solche Veränderungen werden mit Gewalt gegen existenzielle Interessen durchgesetzt und vollzogen.

Selbst wenn die Kriegskasse stimmt, so stimmen die Ergebnisse des Krieges nicht.

Die Folgen des Krieges sind Schäden, die unheilbar sind. Und was noch heilbar sein mag, erweist sich als kaum bezahlbar. Das ist nicht das Strickmuster von Veränderungen, die nachhaltig erfolgreich sind. Diese setzen hingegen darauf bereits in einem frühen Stadium für den Nutzen von Veränderung einzutreten und möglichst viele Beteiligte zu Gewinnern zu machen. Schließlich sorgen einseitige Gewinne und einseitige Verluste schnell dafür, dass Konflikte neu aufflammen und dass in den Staub getreten wird, was in positiven Veränderungen bereits erreicht wurde. Diese Erkenntnis hat Erich Fried in einem Vierzeiler zusammengefasst. Er schrieb:

Ich bin der Sieg.
Mein Vater war der Krieg,
der Friede ist mein lieber Sohn,
der gleicht meinem Vater schon.

Digital Poem - virtuelle Organisation der Gefühle

Digital Poem – die virtuelle Organisation der Gefühle

Ein Interpretationsversuch über eine Matratze am Straßenrand

Zu „liken“ bedeutet fast schon zu „lieben“ in einer Welt voller Hass.
Aber es ist auch möglich zu „liken“, weil man es liebt zu hassen.
Der Mensch hält sich zwischen diesen Möglichkeiten auf. Am unteren Ende der Komfort-Zone.

Der Begriff „to like“ hat seine Bedeutung verändert. Die Verwendung des Wortes informiert nicht nur darüber, dass man etwas mag. Es bedeutet immer auch die Veröffentlichung des „Mögens“ wenn nicht sogar der Zurschaustellung. Hingegen gibt es kein „Unlike“ oder kein „Dislike“, obwohl es nur zu menschlich ist, andere Dinge oder auch andere Menschen, bzw. deren Verhalten nicht zu mögen. Aus der Vermeidung des „Nicht-Mögens“ entsteht die Paradoxie, dass viele Menschen beispielsweise einen Amoklauf mögen. Vielleicht mögen sie aber gar nicht den Amoklauf, sondern die dazu gehörende Berichterstattung oder den Kommentar. Aber selbst wenn man das mag, wäre man dann nicht gut beraten seine Gefühle zu sortieren? In der digitalen Kommunikation wird eine Oberflächlichkeit der Gefühle provoziert, die mit wenigen Signalen, Emoticons und Shortkeys auskommen muss, um das Wesentliche, das Innere auszudrücken. Eine Variation besteht dann wenigstens im „Nicht – Liken“, also in der Wahrnehmung, die ohne Reaktion und Erwiderung bleibt. Der gelesene Beitrag geht dann unter im Nichts. Aus diesem Nichts wird das nur spärlich und stellenweise zum Ausdruck gebracht „Like“ dann fast schon zum einem Akt der Liebe, zur nachhaltigen gegenseitigen Gefälligkeit in virtuellen Gemeinschaften. Gäbe es jedoch die Chance des „Dislikens“ als eigenen Button, müsste man befürchten, dass er zu Hauf missbraucht würde. Viele könnten die Konfrontation mit „Dislikes“ vermutlich gar nicht aushalten. Es scheint, als müsse man den Menschen vor sich selbst beschützen. Seit der englische Philosoph im Jahr 1641 den Leviathan – (Das räuberische Tier als Symbol des starken Staates) entworfen hat, der die Menschen vor ihrer schlimmsten Gefahr, dem Menschen, beschützen soll, hat sich die Menschheit offenbar nur digital weiterentwickelt, weniger moralisch. Vielleicht könnte man das glauben, wenn nicht jemand die Idee gehabt hätte in Londoner East End sein „Digital Poem“ auf eine Matratze zu sprayen und zum Nachdenken an eine Mauer zu stellen. Zu „liken“ oder zu „disliken“ – virtuell oder im richtigen Leben, es zu zeigen oder nicht zu zeigen, wählerisch und überlegt zu handeln, die Folgen zu bedenken – das heisst Verantwortung wahrzunehmen. Für sich selbst und für Andere. Eigentlich ein echter Fortschritt.

Ice Bucket

Warum wir ein Problem nicht lösen, indem wir es mit Geld überhäufen

Kritisches Memo zur ICE BUCKET CHALLENGE

 

Einer meiner besten Freunde ist betroffen. Bis er mich im Frühjahr 2013 im Büro anrief und sagte: „Ich habe ALS“, wusste ich nicht, was das ist. Stephen Hawking gab dann das Stichwort. Noch neun Monate zuvor gingen wir regelmäßig wöchentlich joggen. Daran ist heute nicht mehr zu denken. Wenn wir heute etwas unternehmen, lade ich seinen Rollator in meinen Caddy, demnächst wird es wohl der Rollstuhl sein. In der Kneipe schneide ich dann das Schnitzel auf seinem Teller vor. Stephen Hawking hat die juvenile Form von ALS, die sehr langsam verläuft. Bei Erwachsenen ab 50 werden eher rasche und zügige Verläufe beobachtet. Der Körper verfällt, während der Geist glasklar bleibt. Wenn ich mir meine Krankheit aussuchen könnte, die mich irgendwann aus dem Leben führt, würde ich den einen oder andern Krebs bevorzugen. Das ist die grausame Realität von ALS.

Die ICE BUCKET CHALLENGE hat darauf aufmerksam gemacht. Es ist wichtig, dass hier weiter geforscht wird. Vielleicht hat man in zwei Jahren, in fünf Jahren, in 20 Jahren einen Durchbruch. Tatsache ist: Es gibt derzeit keinen in Aussicht stehenden Durchbruch in der Forschung.

Ich glaube daher, dass das Thema ALS nun in den letzten Wochen ausreichend bedient wurde und befürchte sogar Nebenwirkungen dieser medialen Kampagne: Es mag Menschen geben, die glauben, man könne einem ALS-Kranken helfen, indem man ihm 100 Dollar gibt. Ich würde jeden Cent geben, damit mein Freund wieder mit mir joggen kann. Aber ich weiss, dass jeder weitere Cent vergeblich ist.

Wir lösen also das Problem nicht, indem wir es mit Geld überhäufen.

An der ICE BUCKET CHALLENGE gefällt mir zudem nicht, dass das Spendenmotiv über eine öffentlich zur Schau gestellte Selbstinszenierung ausgelöst wird. Das ist Oberflächengestaltung ohne Tiefgang. Es ist eine Kampagne, die eine Eigendynamik entfaltet hat und von niemandem mehr gesteuert werden kann. Als Fundraiser gebe ich dem Spender die Gewissheit, dass seine Spende eine ganz bestimmte Wirkung und einen effektiven Beitrag zur Problemlösung in Not geratener Menschen haben wird. Es gibt mehr Problemangebote auf dieser Welt, als wir uns vorstellen mögen und derzeit gibt es die Gefahr, dass das Alles von der CHALLENGE übermantelt wird. Wenn sie also weitergeht, wäre es wünschenswert, dass sie sich wandelt. Die Herausgeforderten mögen sich informieren, wofür sie spenden möchten und den Spendenzweck auch mal ändern. Tatsächlich kann nicht alles der öffentlichen und staatlichen Fürsorge überlassen werden. Die Gesellschaft lebt vom Engagement und der Aufmerksamkeit ihrer Mitglieder. Unsere größte gemeinsame Herausforderung ist derzeit die von Kriegen ausgelöste Flüchtlingsproblematik und die Situation der Menschen, die ihre in Kriegszustände geratene Heimat nicht verlassen können.

Ich empfehle die Spendenportale der Diakonie, der Caritas, sowie aller anderen Wohlfahrtsverbände. Informiert Euch, wo und wie und für wen genau Spendenmittel eingesetzt werden. Auch in Eurer unmittelbaren Nachbarschaft gibt es zahlreiche kleine sinnvolle Projekte, die nicht die Power haben eine große Kampagne anzuzetteln. Mein Tip: Der Kinder- und Jugendhilfsfonds der Diakonie Pfalz hilft Kindern in der Pfalz – deutschen, ausländischen und Flüchtlingskindern.